#1

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:27
von Shirell | 208 Beiträge

Der Hexentanz auf den Gandellen

Auf den Gandellen liegt ein großer Stein, der im Munde der Talbewohner Hexenstein heißt. Er hat den Namen daher, weil seit undenklichen Zeiten auf ihm die Vorsteherin der Hexenzunft wohnt. Sie ist ein uraltes, häßliches Weib mit bösen Augen, blauen Lippen und struppigen Haaren. In der Hand führt sie einen stumpfgekehrten Besen, und ein weißgrauer Kittel ist ihr Kleid.

Will sie ihren Sitz verlassen, so schmiert sie die Sohlen mit der Hexensalbe, was sie auch tut, wenn sie ihre Schwestern an Donnerstagen abends zusammenruft. Denn wenn sie mit dieser Salbe bestrichen ist, leuchtet sie fernhin wie ein brennender Pechkranz, und auf dieses Zeichen kommen von allen Höhen und Bergen blaue Flämmlein herbei. Das sind ihre Schwestern und Gesellinnen, die von allen Seiten ihrer Meisterin zueilen. Ist es Mitternacht, so gibt die Alte das Hexenzeichen, und flugs ist das ganze Hexenvolk auf den Gandellen versammelt und harrt des Befehles.

Da winkt sie und nun beginnt der Hexentanz, wozu Katzen aufgeigen. Pfeilschnell schießen die Unholdinnen hin und her. Einmal sah eine Magd dieses Treiben, und es gefiel ihr derart, daß sie lange Zeit am Fenster stand und zuschaute. Da kam plötzlich ein bildschönes Fräulein herangeflogen und lud die Dirn zum Tanze ein. Dieser gefiel der Antrag so gut, daß sie gleich ihr schönstes Gewand anzog und auf Befehl der Fremden sich die Zöpfe löste. Dann nahm das Fräulein aus einem Büchslein, das sie an der Brust trug, eine Salbe und reichte sie der Dirn mit dem Bedeuten, sich alsogleich die Füße zu schmieren. Kaum hatte sie dieses getan, so fühlte sie sich federleicht, und lustig trug es sie durch den Kamin hinauf und durch die kalte Nachtluft zum tollen Feste. Munter tanzte die Dirn. In der Mitte des Platzes stand ein Tisch, worauf guter Wein und die herrlichsten Speisen standen.

So ging es toll und voll die ganze Nacht zu, bis der Morgen andämmerte. Dann wurden plötzlich die Gesichter blaß und gelb, und Fieberfrost schüttelte die verzerrten Glieder. Die Hexenmeisterin gab das Zeichen mit ihrem Besen, und husch, husch - waren alle blitzschnell von dannen gefahren! Sie hatten höchste Zeit gehabt, denn alsbald läutete die Aveglocke. Die Magd befand sich mutterseelenallein auf den Gandellen, und die köstlichen Speisen hatten sich in stinkenden Dünger verwandelt. (Passeier.)



Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 732, S. 414



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#2

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:28
von Shirell | 208 Beiträge

Die Legende von Jack O´Lantern

Jack hieß er, und er war schlau, durchtrieben und gemein. So verschlagen war er, dass er selbst den Teufel zweimal überlisten konnte.

Das erste Mal foppte Jack den Teufel, als dieser kam, um ihn zu holen. Jack bat ihn um einen letzten Wunsch - er wollte sich, wenn er die Welt schon verlassen musste, noch einen Abschiedswhiskey genehmigen.

Der Teufel war arglos, und so willigte er in Jacks Bitte ein. Nun hatte Jack kein Geld bei sich, er konnte seinen letzten Whiskey also nicht bezahlen. Der Teufel ließ sich von Jack dazu überreden, sich selbst in eine geeignete Münze zu verwandeln. Dann könne die Reise weitergehen.

Der Gehörnte hielt das für eine gute Idee und verwandelte sich in eine Münze. Worauf Jack auf den Whiskey verzichtete, stattdessen die Teufelsmünze nahm und sie in seine Geldbörse steckte - und diese war mit einem Kreuzverschluss versehen!

So war der Teufel durch das Kreuz gebannt und gefangen und gestand Jack dessen Forderung zu - noch ein weiteres Jahr zu leben.

Der Teufel hielt sein Wort und kam ein Jahr später wieder, um Jack zu holen. Jack fügte sich in sein Schicksal, bat jedoch, vom nahestehenden Apfelbaum noch eine Frucht als Wegzehrung mitnehmen zu dürfen. Obwohl der Teufel durch den ersten Vorfall gewarnt war, gestand er Jack diesen Wunsch zu.

Der Teufel ahnte auch nichts Böses, als Jack ihn bat, den Apfel für ihn vom Baum zu pflücken. Schließlich sei er, Jack, alt und auf den Tod krank. Jack war dem Teufel sogar noch beim Hinaufsteigen behilflich.

Doch als der Teufel im Baum saß und nach dem Apfel griff, zückte Jack blitzschnell sein Messer und schnitzte ein Kreuz in den Baumstamm. Der Teufel war erneut gebannt, und solchermaßen gefangen bot er Jack zehn weitere Lebensjahre an, wenn dieser das Kreuz überschnitze und ihn vom Baum ließ.

Doch Jack war maßlos geworden und forderte den denkbar größten Aufschub - er wollte ewig leben. Durch das Kreuz gebannt stimmte der Teufel Jacks Wunsch zu und konnte den Baum wieder verlassen, nachdem Jack das Kreuz wieder überschnitzt hatte.

Für Jack nahm die Geschichte jedoch ein böses Ende - sein ausgemergelter Körper konnte die verruchte Seele nicht länger tragen, und die fleischliche Hülle starb Jacks böser Seele weg. Jack blieb nun nichts anderes übrig als sich eine ewige Ruhestätte zu suchen - trotz der Vereinbarung mit dem Teufel.

Als Jack vor den Himmelspforten stand, wurde er seiner Übeltaten zu Lebzeiten wegen und wegen seines Geschäftes mit dem Teufel nicht in den Himmel eingelassen. Für Tote gab es nun nur noch einen einzigen Platz, an dem sie ihre Seele zur ewigen Ruhe betten konnten - die Hölle.

So machte sich Jack auf den Weg in die Hölle, der dunklen Heimat der Toten, um dort Einlass zu begehren. Doch der Teufel, zweimal genarrt von Jack, wollte ihn nicht in der Hölle aufnehmen.

Er trat ihm - noch bevor Jack die Höllentore erreicht hatte - entgegen und drückte ihm ein Stück glühende Kohle in die Hand. Das war also alles, was er vom Teufel erwarten konnte, das wußte Jack nun: Ein fahles Licht, das ihm als Leuchte durch die dunkle Nacht diente.

Jack nahm die glimmende Kohle aus der Hand und steckte sie in eine ausgehöhlte Rübe - und wandelt seitdem ruhelos umher, auf der Suche nach einem letzten Ruheplatz...

Die Legende von Jack verbreitete sich, und es blieb als Zusammenfassung der Geschichte um Jack die überlieferte Erkenntnis, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe den Teufel, und überhaupt sämtliche Formen von Geistern, fernhalten oder bannen würde.

Der Brauch von Jack O'Lantern wurde von den irischen Auswanderern mit in die USA genommen und dort wie alles Brauchtum aus der alten Heimat umgewandelt: Der in Amerika heimische Kürbis - der wesentlich größer und auch leichter zu bearbeiten ist als eine Rübe - war besser als Jack O'Lantern geeignet, als die Rübe aus der alten Welt.

Wegen der leichten Bearbeitung der Kürbisse und damit den vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung erhielt die Geister-bannende Leuchte in Amerika eine neuen Funktion: Sie wurde zum Kunstobjekt - und zum Symbol von Halloween.



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#3

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:29
von Shirell | 208 Beiträge

Der Mann in Grau


Der Mann in Grau erschien bei verschiedenen Gelegenheiten und wurde von Dutzenden von Menschen gesehen. Es spielte sich im Royal Theatre in der Drury Lane in London ab. Die Geistererscheinung zeigte sich seit dem frühen 18. Jahrhundert bis gegen 1980.

Die Berichte über den Mann in Grau stimmen erstaunlich weit überein. Der Mann war realtiv groß und hatte ein markantes, sympathisches Gesicht. Er trug einen Dreispitz, eine gepuderte Perücke, einen langen grauen Mantel, Schwert und Reitstiefel. Er trat aus einer Wand an der linken Seite des oberen Rangs, ging hinter den Stühlen entlang und verschwand in der gegenüberliegenden Wand. Es wurde nie beobachtet, dass er sprach oder die Augenzeugen beobachtete. Obwohl er stoflich wirkte, löste er sich auf, wenn ihm jemand im Weg stand, und erschien auf der anderen Seite wieder.

Die Identität des "Geistes" konnte nie überzeugend geklärt werden. Ein möglicher Hinweis ergab sich ca. 1850. Bei Arbeiten an der Wand aus der er hervorkam, wurde eine zugemauerte Nische gefunden. Hier entdeckte man das Skelett eines Mannes, in dessen Rippen ein rostiger Dolch steckte. Einige Fetzen Kleidung hingen an der Gestalt, doch sie zerfielen bei Berührung zur Staub.

Bei der Untersuchung des Falls wurde die Vermutung geäußert, es handele sich bei dem Mann, um ein Opfer von Christopher Ricks. Er hatte zu Lebzeiten von Königin Anne das Theater geleitet und galt als sehr gewalttätig. Außerdem ließ er ständig bauliche Veränderungen an dem Theater vornehmen und könnte sich so ohne Probleme dem Leichnahm seines Opfers entledigt haben. Einen stichhaltigen Beweis für diese These fand man jedoch nicht.

Doch auch nach der Armenbeerdigung des Opfers auf dem nahen Friedhof fanden weiterhin Geistererscheinungen, bis hinein in das 20. Jahrhundert statt. W. J. McQueen Pope, Theaterkritiker und Historiker, sah den Geist sehr oft und versuchte seine Identität festzustellen. Vergeblich. Auffällig ist jedoch, dass der Geist regelmäßig erschien, wenn Pope Besucher durch das Royal Theatre führte. Dies geschah von Mitte der dreiziger Jahre bis hin zu seinem Tod 1960. Jedesmal bezeugten auch die Besucher schriftlich den Geist gesehen zu haben.

Parapsychologen fragten sich unter diesen Umständen, ob Pope unbewusst für diese Erscheinung als Katalysator diente?
Gibt es Menschen, die über die Fähigkeit verfügen paranormale Phänomene wahrzunehmen und / oder Erscheinungen für andere sichtbar werden zu lassen?
Wenn Pope in beiderlei Hinsicht begabt war, wurde die Vision der Besucher dann durch ihn angeregt?

Das Gespenst wurde 1977, 17 Jahre nach dem Tod Popes das letzte Mal gesehen. Ein Amerikaner glaubte, einen Schauspieler während einer Matinee zu erblicken, bis der "Geist" dann durch die Wand verschwand. Doch während Pope noch am Royal Theatre verkehrte, erschien das Gespenst unzweifelhaft am häufigsten.


Literatur:
Von Geistern und Gespenstern
Moewig Verlag
ISBN 3-8118-7321-0



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#4

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:31
von Shirell | 208 Beiträge

Eine irische Halloween Geschichte

… oder nur ein schlechter Traum?



Paddy Ahern reiste häufig in der Grafschaft Limerick. Hier und dort am Wege blieb er über Nacht. Aber es brauchte nicht lange, bis er einsah, dass er nirgends willkommen war; denn die Leute in dieser Gegend sind zwar gastfreundlich, aber sie erwarten auch, dass der Fremde ihnen den Abend mit einem Lied oder einer Geschichte zu verkürzen weiß. Aber diese Fähigkeiten gingen dem guten Paddy ganz und gar ab.



Eines Nachts, als er wieder einmal in einer einsamen Gegend an eine Haustür Klopfte, öffnete ihm ein seltsamer düster dreinblickender Mann, der sprach: „Willkommen Paddy Ahern. Komm herein, und setz dich ans Feuer". Paddy begriff nicht recht, woher der Mann seinen Namen kannte, aber er getraute sich auch nicht, danach zu fragen, denn alles wirkte sehr unheimlich. Sie aßen, der Mann zeigte Paddy seinen Schlafplatz und bald war Paddy eingeschlafen.



Aber lange währte die Ruhe nicht. Er war kaum eingeschlafen, als die Tür aufflog und drei Männer hereinkamen, die einen Sarg hinter sich herzogen. Paddy sah sich Hilfe suchend nach seinem Gastgeber um, aber der war verschwunden.



„Wer wird uns helfen den Sarg zu tragen?" fragte einer der drei Männer. „Wer wohl? Frag nicht so dumm. Da kommt doch nur Paddy Ahern in Frage", antworteten die beiden anderen. Zitternd vor Angst und Schrecken musst Paddy aufstehen und gemeinsam mit den Männern den Sarg tragen. Hinaus ging’s über offenes Feld. Paddy wurde durch Gräben und Hecken gezerrt und jedes Mal wenn er stehen bleiben wollte, wurde er beschimpft und getreten. Endlich kamen sie zu einem einsamen, schrecklich aussehenden Friedhof.



„Wer hebt den Sarg über die Mauer?" fragte der eine Mann. „Wer wohl? Frag nicht so dumm", antworteten die anderen. „Da kommt doch nur Paddy Ahern in Frage." Paddy musste den Sarg über die Mauer heben, obwohl er sich dabei fast Arme und Beine ausrenkte.



„Wer schaufelt das Grab?" fragte der erste Mann. „Wer wohl? Frag nicht so dumm. Da kommt doch nur Paddy Ahern in Frage“, lautet die Antwort. Sie gaben ihm Spaten und Schaufel und zwangen ihn, zu graben. Als die Grube ausgeschachtet war, fragte der erste Mann:



„Wer öffnet den Sarg?" „Wer wohl? Frag doch nicht so dumm. Da kommt doch nur Paddy Ahern in Frage, „ antworteten die anderen. Paddy - einer Ohnmacht nahe - muss sich hinknien, die Schrauben herausdrehen und den Sargdeckel abnehmen. Und wisst ihr was? Der Sarg war leer, obwohl er so schwer zu schleppen war.



„Wer legt sich in den Sarg?" fragt der erste Mann. „Wer wohl? Frag doch nicht so dumm", antworteten die beiden anderen. „Da kommt doch nur Paddy Ahern in Frage."



Sie wollten Paddy ergreifen, aber er war schon davongerannt. Mit einem Sprung war er über der Mauer und rannte weiter übers offene Feld. Die Männer aber blieben ihm auf den Fersen. Jedes Mal wenn sie aufholten, nahm er seine Kraft zusammen und rannte noch etwas schneller. Dann sah er Licht in einem Fenster und schrie so laut er konnte um Hilfe. Endlich am Haus angelangt, klopfte er und was meint ihr, wer ihm da öffnete? Sein düsterer, unheimlicher Gastgeber vom Abend zuvor.



Das war zuviel. Ohnmächtig sank Paddy zu Boden. Als er wieder zu sich kam, war heller Tag und der unheimliche Mann machte sich in der Küche zu schaffen. Paddy wollte keine Minute länger bleiben und zog seine Kleider an, die keine Spuren der Vergangenen Nacht zeigten.



„Hör mir zu“, sprach der düstere Mann. „Du hast mir Leid getan. Ein junger Bursche, der keine Geschichte und kein Lied kennt. Hast du nun eine Geschichte, die du abends an den Torffeuern erzählen kannst?" Der arme Paddy gab keine Antwort, griff nur nach seinem Bündel und rannte so schnell ihn die Füße trugen aus dem Haus. Erst als er schon ein gutes Stück hinter sich gebracht hatte, wagte er es, sich noch einmal umzuschauen. Aber hinter ihm lagen nur offene Felder, auf denen einige Kühe grasten.



Quelle: http://www.unterhaltungsspiele.com

Autor unbekannt



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#5

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:32
von Shirell | 208 Beiträge

ZUSAMMENKUNFT DER TOTEN

Eine Königin war gestorben und lag in einem schwarz ausgehängten Trauersaal auf dem Prachtbette. Nachts wurde der Saal mit Wachskerzen hell erleuchtet, und in einem Vorzimmer befand sich die Wache: ein Hauptmann mit neunundvierzig Mann. Gegen Mitternacht hörte dieser, wie ein sechsspänniger Wagen rasch vor das Schloß fährt, geht hinab, und eine in Trauer gekleidete Frau von edlem und vornehmem Anstande kommt ihm entgegen und bittet um die Erlaubnis, eine kurze Zeit bei der Toten verweilen zu dürfen. Er stellt ihr vor, daß er nicht die Macht habe, dies zu bewilligen, sie nennt aber ihren wohlbekannten Namen und sagt, als Oberhofmeisterin der Verstorbenen gebühre ihr das Recht, sie noch einmal, eh sie beerdigt werde, zu sehen. Er ist unschlüssig, aber sie dringt so lange, daß er nichts Schickliches mehr einzuwenden weiß und sie hineinführt. Er selbst, nachdem er die Türe des Saals wieder zugemacht, geht haußen auf und ab. Nach einiger Zeit bleibt er vor der Türe stehen, horcht und blickt durchs Schlüsselloch, da sieht er, wie die tote Königin aufrecht sitzt und leise zu der Frau spricht, doch mit verschlossenen Augen und ohne eine andere Belebung der Gesichtszüge, als daß die Lippen sich ein wenig bewegen. Er heißt die Soldaten, einen nach dem andern, hineingehen, und jeder erblickt dasselbe; endlich naht er selbst wieder, da legt sich die Tote eben langsam auf das Prachtbett zurück. Gleich darauf kommt die Frau wieder heraus und wird vom Hauptmann hinabgeführt; dieser fühlt, indem er sie in den Wagen hebt, daß ihre Hand eiskalt ist. Der Wagen eilt, so schnell er gekommen, wieder fort, und der Hauptmann sieht, wie in der Ferne die Pferde Feuerfunken ausatmen. Am andern Morgen kommt die Nachricht, daß die Oberhofmeisterin, welche mehrere Stunden weit auf einem Landhause wohnte, um Mitternacht und gerade in der Stunde gestorben ist, wo sie bei der Toten war.



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#6

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:32
von Shirell | 208 Beiträge

WERWÖLFE, VAMPIRE UND UNTERIRDISCHE

Viel weiß des Volkes Glaube und Aberglaube an den Ostseeküsten und dann weit hinab und hinauf in West- und Ostpreußen, in Litauen und bis nach Polen hinein, ja bis Serbien, Bosnien und in die Türkei von dämonischen Wesen zu erzählen, und ließen sich davon allein Bücher füllen.

Der Werwolf oder Wärwolf ist gedacht als ein Mensch, der durch Zaubermittel sich zur Nachtzeit in ein reißendes Tier, insgemein in einen Wolf, verwandelt und Menschen und Vieh anfällt, um ihnen das Blut warm aus dem Herzen zu saugen. Was der Werwolf so im Freien und an Wachenden übt, das tut der Vampir in den Gemächern an den Schlafenden. Der Werwolf wandelt noch unter den Lebenden, der Vampir ist ein Abgeschiedener, der seinem Grabe entsteigt und die Menschen würgt. Das ist beider Gemeinsames und Besonderes, aber die Verwandtschaft ist noch enger begründet. Stirbt der Werwolf und wird begraben, dann wird auch er Vampir und kehrt mordend aus dem Grabe wieder mit nie gestilltem Durst nach dem Blute der Lebendigen. Vampire werden aber auch solche Tote, welche von ihrem Grabeskleid irgendeinen Zipfel oder das Endchen eines Schleiers oder Bandes mit dem Munde erlangen; daran schmatzen sie, und solange sie schmatzen, so lange haben und üben sie des Grabentsteigens und des Blutsaugens dämonische Gewalt. Dabei machen sie den Anfang mit den nächsten Verwandten, dadurch sind schon ganze Familien und Dörfer ausgestorben.

Ein Jäger aus Danzig beging abends sein Revier und sah sich plötzlich von einem ungewöhnlich großen Wolf angefallen, da er aber nicht unvorbereitet war, so schoß er, und seine Kugel zerschlug dem Wolf den rechten Vorderfuß. Mit lautem Geheul ergriff der Wolf hinkend die Flucht. Der Jäger folgte der Spur des Blutes, nachdem er von neuem seine Büchse geladen, denn er wollte sich in Besitz des schönen Wolfspelzes setzen. Die Spur leitete ihn zu einer Hütte im Walde und in diese hinein. Da fand er eine Frau und einen Mann, und die Frau verband des Mannes rechte Hand, die von einer Kugel zerschmettert war. Der Jäger zeigte die Sache an, der Mann ward eingezogen, bekannte, daß er ein Werwolf sei, und wurde lebendig verbrannt.

Im Dorfe Grabau (manche schreiben Crakau) nahe bei Danzig, nach der Küste zu, begann einmal vor noch nicht allzu langer Zeit ein allgemeines Sterben, und besonders wurden Jungfrauen in der Blüte ihres Lebens hingerafft, und jede so schnell Gestorbene hatte am Herzen ein kleines Wundenmal. Da fielen endlich die Dorfältesten auf den Gedanken, es möge wohl ein Vampir auf ihrem Kirchhof liegen, und ließen viele Gräber und Särge öffnen, und da fand sich auch ein Leichnam, der war nicht verweset gleich den andern, sondern Nägel und Barthaar waren ihm gewachsen, und an seinen Lippen zeigte sich die Spur frischen Blutes. Alsbald wurde das bekannte, bis nach Serbien hinein und dort sehr häufig angewandte Mittel ebenfalls angewandt. Das Haupt des Toten wurde mittelst eines Grabscheites vom Körper abgestoßen und durch das Herz ein Pfahl von Dornholz geschlagen und alles zu Asche verbrannt. Da hörte das Sterben auf.

Vor Herzog Albert in Preußen wurde einstens von den Bauern ein Gefangener gebracht und beschuldigt, derselbe sei ein Werwolf; da befahl der Herzog, ihn genau zu beobachten, ob und wie er sich in einen Wolf verwandle. Und der Gefangene gestand ohne Zwang, er werde alljährlich um das Johannisfest und um Weihnachten ganz wild, es wüchsen ihm unter großen Schmerzen Wolfshaare und er bekomme einen heftigen und unbändigen Trieb, Menschen und Tiere zu zerfleischen, daher mochte er wohl den Bauern einige Enten und Gänse, vielleicht auch Schafe zerrissen haben. Eine Verwandlung des Gefangenen aber in eine Wolfsgestalt erfolgte nicht.

In Livland wissen die Leute zu erzählen, daß, wenn die Christnacht vorüber ist, ein hinkender Junge durch die Orte gehe und die Bösen zusammenrufe wie der Hirte seine Herde, und ein anderer langer Mann haue die Säumigen, die nicht folgen wollen, grausam mit einer Draht- und Stachelgeißel und treibe sie mit Zwang von hinnen. Dann, indem sie diesem Hirten folgen, nehmen sie Wolfsgestalt an und fallen in die Herden, wo sie deren finden, aber Menschen dürfen sie nicht verletzen. Fließende Wasser teilt der Führer des Werwolfheeres mit seiner Rute oder Geißel, daß sie trocknen Fußes hindurchgehn. Solcher Spuk dauert nur, solange die zwölf Nächte währen, vom ersten Christtag bis zum heiligen Dreikönigstage oder großen Neujahr, dann legen jene schrecklichen Ungetüme ihre Werwolfsgestalt ab und werden wieder in Menschen verwandelt.

Der Blutspur nach gehen auch gern nach dem Volksglauben in der Gegend um Danzig die Unnereerdschkens (Unterirdische) und weilen am liebsten da, wo Menschenblut vergossen wurde. Auf einem Dorfe bei Danzig hatte sich ein Knecht im Stalle erschossen, und alsbald schlugen in diesem Stalle die Unterirdischen ihre Wohnung auf, quälten und vertrieben das Gesinde und wichen nicht eher, bis der Stall abbrannte. Die Natur dieser Erdgeister wird von den Bewohnern nicht wie anderwärts als aus Güte und Tücke gemischt geschildert, sondern durchweg boshaft, schadenfroh und menschenfeindlich, ganz der Nachtseite der slawischen Dämonenwelt angehörend. Auch sie bringen Wechselbälge in die Wochenstuben und legen diese an die Stelle schöner Kinder.

Einst ging ein Schäfer, der ein geübter Geigenspieler war, zur Nacht nach Hause, da begegnete ihm ein kleines, ganz gelb gekleidetes Männchen und fragte ihn, ob er mitkommen, aufspielen und Geld verdienen wolle. Dem Schäfer war nichts lieber, und ließ sich willig leiten. In einem hellen Saal traf er Hunderte von Zwergenmännlein und Fräulein an, alle waren gelb gekleidet; sie reihten sich zum Ball, und der Schäfer spielte trotz dem Musikanten auf dem Pervisch zu Aachen, bis er fast nicht mehr konnte. Hierauf wurden ihm die Taschen mit Geld gefüllt und ihm gesagt, er möge nichts davon anrühren, bis er zu Hause sei. Dann ward er hinweggeführt, und es war ihm, als lege er sich daheim nieder, sehr ermüdet. Als er erwachte, lag er auf seinem Kartoffelacker unter einem Baume und die Geige neben ihm, die Sonne aber stand schon hoch am Himmel. Wie ein Traum dünkte alles dem Geiger, doch gedachte er des empfangenen reichen Lohnes und griff in seine Tasche. Die waren voll Schuppen der Tannenzapfen. Verruchter Dreck! murmelte der Schäfer und leerte ärgerlich seine Taschen aus. Als er heimkam und die Jacke auszog, klingelte etwas in der einen Tasche, und wie er hineinfühlte, zog er einige uralte Mariengroschen heraus. Die waren noch hängengeblieben am Futter. Als ob der Kopf ihm brenne, eilte der Mann wieder hinaus zu seiner luftigen Schlafstelle - er fand nichts mehr, wohl aber war ihm, als höre er hoch auf des Baumes Zweigen und unter dem dichten Kartoffelkraut ein schadenfrohes Gekicher.

Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853



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#7

RE: Halloweengeschichten

in Gästelounge 27.03.2013 19:33
von Shirell | 208 Beiträge

Das Samhain-Fest


Über die Ursprünge des Halloween-Festes vom 31. Oktober auf den 1. November kursieren zwei Varianten. Sicher ist, dass Halloween seine Ursprünge in Irland hat und keltischem Brauchtum entspringt.

Die häufigere Version über die Herkunft von Halloween besagt, dass die Ursprünge im keltischen Neujahrsfest Samhain liegen, das die irischen Kelten bereits im Jahr 500 vor Christus in Irland feierten.

Das keltische Neujahrsfest Samhain wurde am 31. Oktober gefeiert. Ein Jahr war für die Kelten in zwei Hauptabschnitte unterteilt - in Sommer und Winter. Der Sommer endete nach der keltischen Zeitrechnung am 31. Oktober, und mit dem Ende der Sommerzeit ging für die Kelten auch das laufende Jahr zu Ende. Nun begann die Zeit des Winters, der Dunkelheit und zugleich das neue keltische Jahr.

Bis zum 31. Oktober musste die Ernte eingefahren und für die Winterszeit Vorräte angelegt werden. Auch das über den Sommer gemästete Vieh stand jetzt zur Schlachtung bereit.

Das erfolgreiche Einbringen der Vorräte für den Winter und die Zeit des Übergangs vom alten ins neue Jahr sowie der Jahreszeitenwechsel vom Sommer zum Winter wurde von den Menschen mit ausgelassenen Festen gefeiert.

Samhain ist ein vielschichtiges Fest: Neben der Funktion eines Jahres-Erntedankfestes und des keltischen Neujahrsfestes ist es zudem auch Gedenktag für die Verstorbenen.

In der Nacht von Samhain war der Sage nach die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits besonders durchlässig. Die Nacht des Übergangs vom Sommer zum Winter und vom alten ins neue Jahr war für die Kelten eine spirituelle Zeit.

Die Seelen der Verstorbenen stiegen auf, Gespenster waren unterwegs. Nach der Vorstellung der Kelten öffneten sich in der Nacht zwischen den Jahren die Tore zur Welt der Toten, war eine Kontaktaufnahme zwischen der Geisterwelt und der realen Welt möglich.

Daher galt die Samhain-Nacht auch als die Nacht der Begegnung zwischen den Lebenden und den Toten.

In der Nacht des Wandels konnten die Toten für eine Nacht ins Reich der Lebenden zurückkehren. Umgekehrt konnten die Lebenden die Geisterwelt bereisen.

In dieser Nacht hatten die Toten aber auch die Möglichkeit, sich Lebender zu bemächtigen und in sie zu fahren - die einzige Möglichkeit für die Geister, ihre Existenz vom Jenseits auf das Diesseits auszudehnen.

Mit Opfergaben sollten die Geister daher besänftigt und auf diese Art und Weise ferngehalten werden. Lärm, Feuer und aus Rüben geschnitzte Geisterfratzen waren ebenfalls Mittel, um Böses fernzuhalten.

In Irland wurden Kerzen in Rüben gestellt, um zu verhindern, dass die Toten den Lebenden zu nahe kommen würden. Zuvor wurden in die Rüben mit scharfen Messern Fratzen geschnitten.

Das Samhain-Fest war also eine Mischung aus Erntedankfest, Silvester und dem Tag, an dem sowohl die Geister der Toten geehrt wurden als auch die Geisterwelt zu bereisen war.

Diese Vielschichtigkeit des Festes Samhain ist eine Erklärung dafür, warum sich das Feiern von Samhain über Tausende von Jahren derart hartnäckig als Brauch gehalten hat.



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